Nachfolgend die Schilderung eines konkreten Beispiels aus der Vereinstätigkeit, um einen tieferen Einblick in die Art und Weise zu geben, wie wir versuchen, den Menschen, denen wir begegnen, Unterstützung und Beistand zu schenken.
❤️ Tomte ❤️
Die Anfrage erreichte uns einen Tag vor Pfingst-Samstag (2023). Der Verein WegGefährten – Elternhilfe zur Unterstützung tumorkranker Kinder Braunschweig e. V. bat darum, eine Nottaufe in einem Braunschweiger Krankenhaus fotografisch zu dokumentieren.
Mir wurde das Herz schwer, als ich hörte, dass es um ein nur dreijähriges Kind ging, dessen Lebensuhr durch einen Tumor unbarmherzig beschleunigt wurde. Die Eltern hofften darauf, diese besondere Zeremonie in Bildern festzuhalten—ein visuelles Testament, das ihnen und der Welt zeigt, dass trotz der erschütternden Umstände, Liebe und Licht existieren können.
Am Tag der Taufe traf ich frühzeitig ein, um die Bedingungen für meine Arbeit zu beurteilen. Die Herausforderungen lagen nicht nur im begrenzten Raum und den schwierigen Lichtverhältnissen; sie waren zutiefst emotionaler und ethischer Natur. In diesem intimen Raum, gefüllt mit der Aura von hoffnungsloser Dringlichkeit, musste ich quasi unsichtbar werden. Meine üblichen Arbeitsmethoden, wie der Wechsel der Perspektive oder das Suchen nach dem idealen Winkel, mussten einem neuen Verständnis von Respekt und Diskretion weichen.
In diesen Momenten erkannte ich die immense Bedeutung meiner Rolle. Es war eine Balanceakt zwischen der Emotionalität, die so greifbar in der Luft lag, und meiner Verpflichtung, als professioneller Beobachter diese Momente mit der gebotenen Sensibilität einzufangen. Die ausgewählten Lieder, der ältere Bruder des kleinen Jungen, die Augen der Eltern, in denen Freude und Leid sich vermischten und eine Pastorin, deren Präsenz wie ein stützendes Fundament wirkte. Jeder Auslöser meiner Kamera schien fast wie ein stilles Gebet, ein flüchtiges Zeugnis von Leben und Verlust.
Nach der Zeremonie verbrachte ich den Abend damit, die Bilder sorgfältig zu sortieren und zu bearbeiten.
In der folgenden Woche erreichte mich die Nachricht, dass der kleine Junge von seinem unsäglichen Leiden erlöst wurde. Und während mein Herz sich mit dem der Familie in ihrer Trauer verband, konnte ich nicht anders, als zu hoffen, dass meine Arbeit, so bescheiden sie auch sein mag, dazu beiträgt, dass die Familie einen Weg findet, diese unsagbare Last zu tragen. Mögen die Bilder als stille Begleiter dienen, auf dem schweren Pfad des Abschieds und der Erinnerung.
Die Veröffentlichung des obenstehenden Textes und der dazugehörigen Fotos erfolgt mit Einwilligung der Familie des betroffenen Kindes.
Wir möchten jedoch darauf hinweisen, dass die Bilder und der Text urheberrechtlich geschützt sind. Jegliche Verwendung, Vervielfältigung oder Verbreitung dieser Materialien ohne schriftliche Genehmigung der Familie ist ausdrücklich untersagt.
Wir bitten um Respekt für die Privatsphäre und die sensiblen Umstände, unter denen diese Aufnahmen entstanden sind. Diese visuelle Dokumentation soll in erster Linie dazu dienen, die Botschaft der Liebe und des Lichts in schwierigen Zeiten zu teilen und die Erinnerung an das Leben dieses besonderen Kindes zu bewahren.
Vielen Dank für Ihr Verständnis und Ihre Rücksichtnahme.